Darüber habe ich heute im One On One mit einem Teammitglied gesprochen.
Die Situation
Es ging darum, dass die Person (sehr fähig im Bereich Software-Entwicklung), von den anderen im Team als unkooperativ und abweisend gesehen wurde, wenn es darum ging, anderen zu helfen.
In der Eigenwahrnehmung war das Teammitglied aber genau das Gegenteil. Von außen betrachtet war der Fall für mich klar. Beide Seiten hatten unterschiedliche Kommunikationsstile und dadurch litt die Zusammenarbeit.
Wenn eine Seite nur mit Chat, Tickets und Emails arbeiten will, die andere Seite aber besser im persönlichen Gespräch von Angesicht zu Angesicht arbeitet, dann sind Konflikte vorprogrammiert.
Achtung Falle!
Vorsicht, wer hier versucht ist, bei einer oder beiden Seiten (nur) an den Kommunikationsstilen zu arbeiten, wird vermutlich nicht erfolgreich sein.
Es gibt hier, meiner Meinung nach, nämlich zwei Konflikte. Der erste „offensichtliche“ Konflikt ist, dass beide Seiten unterschiedlich kommunizieren. Wie „einfach“ es ist, das auf die gleiche Ebene zu bringen, muss ich vermutlich nicht näher erläutern. Der zweite Konflikt ist aber der (zumindest für mich) interessantere. Es geht nämlich auch darum, zu klären, wer hier von wem Unterstützung haben will.
Eine Anekdote
Vor inzwischen vielen Jahren, war ich für ein Team von Admins zuständig und wir betreuten einen vmWare Cluster mit ca. 150 VMs. Eines Tages kam ein Kollege aus einem anderen Team und berichtete von einem Problem mit einer dieser 150 VMs. Auf meine Frage, um welche VM es ging, meinte er: „Keine Ahnung, steht irgendwo in dem Ticket 123 in unserem Projekt“.
Mich hat da damals sehr geärgert und ich habe ihn weggeschickt mit der Anweisung, erst dann wiederzukommen, wenn er diese Information für mich rausgesucht hätte. Der Kollege ging daraufhin zur Geschäftsführung und beschwerte sich über mich. Ich habe dann einen auf den Deckel bekommen und fühlte mich erstmal ungerecht behandelt. Heute ist mir klar, dass auch ich mich falsch verhalten habe und die IT damals nicht als Dienstleister und vor allem Partner der KollegInnen in den anderen Bereichen gesehen habe. Heute würde ich das sicherlich anders formulieren und darauf hinweisen, dass ich viel schneller und effektiver helfen kann, wenn ich von Anfang an so viele Informationen, wie möglich erhalte.
Der Ansatz
In der Vergangenheit wurde viel im Usenet kommuniziert. Auch wenn dieses Medium heute kaum noch präsent ist wurde dort doch die sog. Netiquette entwickelt. Zum Thema passend wird dort auch die Abkürzung RTFM (Read the fine (f***) manual) angesprochen, die deutlich macht, wie unhöflich es ist, die Zeit des Gegenübers zu verschwenden.
Für mich als Führungskraft ist es also ein Anliegen, darauf hinzuarbeiten, dass alle im Team den Grundsatz verinnerlichen, die Zeit des Gegenübers nicht zu verschwenden.
Damit ist nicht gemeint, keinerlei Unterstützung mehr zu erbitten, sondern zu zeigen, dass man sich selbst mit dem betreffenden Thema beschäftigt hat und trotzdem trotz Bemühungen nicht weiter kommt.
„Was kann ich tun, damit du mir helfen kannst“.
von: vermutlich mir, da ich mich nicht mehr daran erinnere, ob es vielleicht doch ein Zitat eines anderen ist 🙂